Freitag, 11. September 2015

#Selektion und Auslese und Zombies

Ich bin 28 Jahre alt und ich verabscheue zwei Dinge - Oberflächlichkeit & geistloses Smartphonegestarre. Ich bin quasi ein Rentner im Körper einer jungen Frau. Und ich bin ganz schön im Arsch - Willkommen in der Welt von Tinder & Co.

Das wird hier jetzt ein bisschen ungemütlich, bitter und gemein - aber ich habe einiges auf dem Herzensrest, was mich ungemein beschäftigt. 


Wir leben in einer "Du kannst alles haben - wenn du nur willst!" Welt - einer Gesellschaft, die uns mit dem bitteren Hätte-Könnte-Sollte-Geschmack rumlaufen lässt. Wir können uns alles aussuchen, machen was wir wollen und haben endlose Möglichkeiten und sind doch immer nur unzufrieden.
Egal wie wir uns entscheiden - wir sind einfach nicht glücklich, denn wir hätten ja vielleicht mit einer anderen Entscheidung viel viel glücklicher werden können.

Die Welt von Tinder ist genau das - Auswahl. Das sollte es doch eigentlich einfacher machen, jemanden zu finden. Und ist es nicht auch so, dass man im echten Leben jemanden sieht und dann erst anspricht? Eigentlich sollten wir doch enorm glücklich sein mit dieser Auswahl.

Aber für mich wirkt es eher so, als sind wir für immer jung - forever 21 - wir stoßen uns unsere Hörner ab bis wir weit über 40 sind und wundern uns dann, warum wir allein sind.
Wir sind oberflächlich geworden, gehen den Weg des geringsten Widerstands. Was ist heutzutage schon noch Liebe? Wir warten auf einen Kick - als würden wir eine kalte Fanta vor uns haben und keinen Menschen.

Liebe ist für mich das Bewältigen eines gemeinsamen Alltags - Liebe ist Wohlfühlen, Geborgenheit und Freundschaft. Zu wissen, dass da ja irgendwo jemand ist, dem man nicht komplett egal ist. Liebe ist so viel mehr als nur diese bekloppten bunten Motten im Magen, denn die sind irgendwann auch verdaut. Liebe ist etwas, dass es heute nicht mehr gibt.

Denn wer braucht schon Liebe, wenn da doch tausende Tinder Matches sind.

Es gibt keine perfekten Partner - aber Auswahl lässt uns diesen Gnom im Hinterkopf haben, der sagt "Aber warte, vielleicht ist da doch noch jemand besser", "Warte du machst einen Fehler wenn du dich jetzt bindest!" - total Assi das Vieh.

Das Paradox der Auswahl - je mehr Auswahl wir haben, desto unglücklicher sind wir doch mit unserer Wahl. Die Frage "Bin ich glücklich?", wird durch die Frage "Geht das nich besser?" ersetzt und im Endeffekt werden wir nie glücklich sein.
Wir arbeiten nicht an uns - wir haben ja keine Zeit. Starren auf die Bildschirme voll mit Fremden, in der Hoffnung uns verbunden zu fühlen - fühlen aber nicht, leben nur nebeneinander her.
Wir arbeiten nicht an Beziehungen - wir machen Schluss. Als wären Beziehungen ein kaputter Fernseher - out with the old, in with the new (die hat man früher übrigens auch reparieren lassen).

Die Angst etwas zu verpassen lässt uns emotional verkrüppeln - aber das ist OK, wir sind doch alle jung und können uns von einem Bett ins nächste "lieben". Wir sind doch alle cool - nicht so spießig.

Wer braucht da schon mehr, als den blauen Schein im einsamen Gesicht - es geht doch immer besser.




Dienstag, 1. September 2015

#1 Wer bin ich?

Was kann ich über mich sagen - außer, dass es nicht viel über mich zu erzählen gibt.

Kürzlich hat mir jemand gesagt, ich sei jemand, dem man öfter zuhören sollte. Dabei bin ich mir sicher, dass wenige Menschen heute überhaupt noch zuhören und noch weniger Menschen etwas zu sagen haben.
Ich hatte nie den Eindruck, dass ich irgendwas zu sagen hätte.
Ich denke viel nach. Ich glaube das macht jeder.
Wenn ich über mich nachdenke, dann denke ich nicht wirklich über mich nach. Dann denke ich über ein verzerrtes Bild von mir nach - ich habe kein gutes Selbstwertgefühl.

Wer bin ich?

Ich bin zuviel auf einmal und doch nicht genug. Ich finde mich nicht hübsch, sage das aber nicht - weil jeder meint einem dann vom Gegenteil überzeugen zu müssen. Ich habe Menschen jahrelang nicht in die Augen gesehen, weil ich nicht hören wollte, wie hübsch meine Augen sind.
Ich hasse Diskussionen über Schönheit - über das Aussehen. Kann es nicht mehr hören, wenn das Einzige, über das man sich heute noch wirklich freut verlorene Kilos sind.

Wir sind oberflächlich geworden. Wir waren schon immer oberflächlich, aber es hat sich bisher noch nie so ekelhaft angefühlt.

Wer es bisher noch nicht gemerkt hat - ich bin verbittert. Ich tue Dinge, die verbitterte Menschen tun. Ich lächle nicht mehr. Ich denke in Schubladen. Habe ich schlechte Laune, verstecke ich mich in Schubladen - habe ich gute Laune, bin ich so stolz darauf, dass ich in keine Schublade passe.

Meine Freundschaften bestehen aus vielen kleinen "Oh ja das ist schön, das müssen wir irgendwann mal machen" Momenten und Erinnerungen. Ich fühle mich in einer Transitphase in meinem Leben - nicht mehr richtig im Studium und noch nicht wirklich im Alltag angekommen.

Ich versuche demnächst noch ein bisschen mehr, zu anderen Themen hier zu schreiben. Denn es scheint sich zu lohnen mir zuzuhören.